Moin, moin!
Man stelle sich einen Staffelläufer vor, der verzögert startet, alsbald Seitenstechen bekommt, einen Krampf im Bein hat und kurz vor der Übergabe noch fast den Staffelstab fallen lässt. Was klingt, wie eine gewöhnliche Sportstunde aus jenem Halbjahr, als ich mich in den Ausdauer-Kurs verirrt hatte, um Rhythmische Sportgymnastik zu vermeiden, steht sinnbildlich ganz hervorragend für die Vorbereitungen der Silberhochzeitsreise meiner Eltern. Zur Feier des Tages durfte ich dieser Reise nach Andalusien beiwohnen. Doch noch nie stand eine Reise so oft auf der Kippe wie in diesem Jahr.
Es begann schon damit, dass ich bei der Buchung hinten über fiel und es endete in einem kilometerlangem Stau vor dem Elbtunnel, weil irgendein Trucker-Mampfred nachts um halb drei die Höhenkontrolle ausgelöst hatte. So standen wir über eine Stunde auf der A7. Vorausschauend, wie meine Heimleitung so ist, waren wir zwar rechtzeitig losgefahren, doch die Zeitreserve schrumpfte auch in Anbetracht dessen, dass meine Eltern bei ihrem Reiseveranstalter nicht online Einchecken konnten. Der Gedanke an zusammenhängende Sitzplätze war längst verflogen, denn langsam wurde unklar, ob wir unseren Flug um sieben überhaupt bekommen würden. Es war daher unser Glück, dass der Flughafen für große Verzögerungen beim Check-In sorgte, sodass die Hälfte der Passagiere noch wartete, als eigentlich schon das Boarding beginnen sollte. So wurden wir dann letztlich durch die Fast-Lane gejagt, um unser Busgate am Rande der Pier zu erreichen…
Danach ging es jedoch steil aufwärts. Eine ebenso freundliche, wie gutaussehende Crew hatte den Brussels Airlines A319 (OO-SSL) schon auf eine muckelige Wohlfühltemperatur vorgewärmt, nachdem er am Vorabend als Nightstopper reingekommen war. Die Instandhaltung der Piste 23/05 bescherte mir dann meinen ersten 15-Start. Dank der Verspätung, präsentierte sich die Stadt nun in einer schönen Morgenstimmung.



Nach rund einer Stunde Flugzeit befanden wir und über dem ländlichen Belgien im Landeanflug.


Der Purser führte schließlich seine Abschiedsansage auf Deutsch, Englisch, Niederländisch und Französisch durch. Auch im Terminal A von BRU, so lautet der IATA-Code, herrschte ein absolutes Sprachgewirr. Rund vier Stunden mussten wir dort auf unseren Anschlussflug nach Jerez de la Frontera warten. Zwar bieten Condor und mittlerweile auch Eurowings Direktflüge an, doch war dieses Kontingent bereits Anfang des Jahres erschöpft. Andererseits hätten wir den Condorflug um sechs Uhr wegen des Staus mit Sicherheit verpasst. Isn't it ironic?
Ein paar Stullen später warteten wir vor dem leuchtend roten Airbus, der mit seiner Sonderlackierung für die belgische Fußballnationalmannschaft wirbt, die Red Devils (OO-SNA). Das Design setzt sich auch in der Kabine fort, wo auf den Overhead Bins zahlreiche Fußballspieler samt Unterschrift abgebildet sind. Ob man damit den katastrophal engen Sitzabstand im hinteren Teil kaschieren wollte? Ich war zumindest froh, dass wir überpünktlich in Jerez landeten. Der IATA-Code XRY weist im Übrigen schon auf das wichtigste Exportgut der Stadt hin: den Sherry. Es stellt dabei eine Mischung aus dem alten griechischen Namen der Region und des Weins "Xeres" und dem maurischen Namen Sheresh dar, woraus die Engländer für den weltweiten Handel "Sherry" machten.


Für gewöhnlich bin ich der Einzige, der auf Reisen Fotos vom Flugzeug macht. Aber in diesem besonderen Fall habe ich die Rechnung ohne die begeisterten Belgier gemacht, die nicht nur die Kabine fotografierten, sondern auch das Flugzeug. Fast jeder blieb mir im Bild stehen. Die Ramp Agents nahmen es zum Glück gelassen und ließen alle gewähren. Aber es gab ansonsten auch nicht viel zu tun, denn abgesehen vom SN-Airbus standen nur ein paar abgestellte Bussinessjets auf dem Vorfeld. So konnten wir nach dem kurzen Spaziergang zur Ankunftshalle auch gleich unsere Koffer entgegen nehmen.

Unser Hotel "Fuerte Costa Luz" lag südlich von Cádiz in der kleinen Stadt Conil de la Frontera. Das Hotel ist sehr empfehlenswert und bestach vor allem durch die netten Mitarbeiter an der Rezeption und im Restaurant. Gerade Letztere bauten uns mehrmals ohne zu zögern einen Tisch für drei Personen zusammen, wenn es nur noch vereinzelte Zweier-Plätze gab. Auch das Essen war ausgezeichnet, wobei mich besonders das vielfältige Vorspeisenbuffet beeindruckt hat. Ich könnte einen ganzen Beitrag allein über das Essen schreiben...
Conil de la Frontera hat eine lange Geschichte, die bis 1500 v. Chr. zurückreicht, als sich die Phönizier dort niederließen. Heute ist der Küstenort touristisch geprägt. Dennoch darf man sich das nicht vorstellen, wie in den Touristenhochburgen auf den Balearen oder den Kanaren, wo viele Ortszentren extra für die Touristen gebaut wurden. Stattdessen verfügt Conil über eine schöne Altstadt mit vielen kleinen Geschäften, wo es Schmuck, Kleidung und Restaurants gibt, wo auch die Spanier hingehen. Ein Grund, warum es an der Costa de la Luz nicht so künstlich wirkt, wie in anderen Touristenregionen, ist die relativ junge Tourismusvergangenheit. Bis 1992 gab es an der Costa de la Luz überwiegend nationalen Tourismus. Mit der Expo in Sevilla im selben Jahr begann sich das langsam zu ändern.



Was wir dann beim Schlendern durch die Gassen Conils entdeckten, ist kaum in Torte zu fassen (Wortwitz: check). Canela & Miel ist ein kleines, stylisches Café, wo es ganz herrliche Törtchen gibt. Meine Schokoladen-Angelegenheit war nicht zu süß und nicht zu schwer. Deswegen gab es auch keine Inkompatibilität mit dem abendlichen Nachtischbuffet im Hotel - die (imaginäre) Strandfigur war zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Doch auch im Hotel wurde auf übertrieben bunte und süße Torten und Puddings verzichtet.




Unser erster Ausflug mit dem Mietwagen führte uns nach Vejer de la Frontera. Diese Kleinstadt liegt auf einem Hügel und gefiel mir mit am besten. Vom Parkplatz bei der Touristinformation war es nur ein kurzer Spaziergang, ehe man die Altstadt erreichte, die vollständig von einer Stadtmauer umgeben ist. Sieht man von einzelnen geführten Gruppen ab, war die Altstadt recht leer, sodass man sie ganz entspannt erkunden konnte. Sicherlich trug aber auch die Siesta dazu bei, die gerade in den ländlichen Gebieten weiterhin strikt zwischen 14 Uhr und 17 Uhr eingehalten wird. In dieser Zeit schließen sämtliche Geschäfte, was man bei Ausflügen immer bedenken sollte. Andererseits fühlte sich der Bummel durch die leeren Altstadtstraßen dadurch wie eine kleine Zeitreise an.







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Man stelle sich einen Staffelläufer vor, der verzögert startet, alsbald Seitenstechen bekommt, einen Krampf im Bein hat und kurz vor der Übergabe noch fast den Staffelstab fallen lässt. Was klingt, wie eine gewöhnliche Sportstunde aus jenem Halbjahr, als ich mich in den Ausdauer-Kurs verirrt hatte, um Rhythmische Sportgymnastik zu vermeiden, steht sinnbildlich ganz hervorragend für die Vorbereitungen der Silberhochzeitsreise meiner Eltern. Zur Feier des Tages durfte ich dieser Reise nach Andalusien beiwohnen. Doch noch nie stand eine Reise so oft auf der Kippe wie in diesem Jahr.
Es begann schon damit, dass ich bei der Buchung hinten über fiel und es endete in einem kilometerlangem Stau vor dem Elbtunnel, weil irgendein Trucker-Mampfred nachts um halb drei die Höhenkontrolle ausgelöst hatte. So standen wir über eine Stunde auf der A7. Vorausschauend, wie meine Heimleitung so ist, waren wir zwar rechtzeitig losgefahren, doch die Zeitreserve schrumpfte auch in Anbetracht dessen, dass meine Eltern bei ihrem Reiseveranstalter nicht online Einchecken konnten. Der Gedanke an zusammenhängende Sitzplätze war längst verflogen, denn langsam wurde unklar, ob wir unseren Flug um sieben überhaupt bekommen würden. Es war daher unser Glück, dass der Flughafen für große Verzögerungen beim Check-In sorgte, sodass die Hälfte der Passagiere noch wartete, als eigentlich schon das Boarding beginnen sollte. So wurden wir dann letztlich durch die Fast-Lane gejagt, um unser Busgate am Rande der Pier zu erreichen…
Danach ging es jedoch steil aufwärts. Eine ebenso freundliche, wie gutaussehende Crew hatte den Brussels Airlines A319 (OO-SSL) schon auf eine muckelige Wohlfühltemperatur vorgewärmt, nachdem er am Vorabend als Nightstopper reingekommen war. Die Instandhaltung der Piste 23/05 bescherte mir dann meinen ersten 15-Start. Dank der Verspätung, präsentierte sich die Stadt nun in einer schönen Morgenstimmung.



Nach rund einer Stunde Flugzeit befanden wir und über dem ländlichen Belgien im Landeanflug.


Der Purser führte schließlich seine Abschiedsansage auf Deutsch, Englisch, Niederländisch und Französisch durch. Auch im Terminal A von BRU, so lautet der IATA-Code, herrschte ein absolutes Sprachgewirr. Rund vier Stunden mussten wir dort auf unseren Anschlussflug nach Jerez de la Frontera warten. Zwar bieten Condor und mittlerweile auch Eurowings Direktflüge an, doch war dieses Kontingent bereits Anfang des Jahres erschöpft. Andererseits hätten wir den Condorflug um sechs Uhr wegen des Staus mit Sicherheit verpasst. Isn't it ironic?
Ein paar Stullen später warteten wir vor dem leuchtend roten Airbus, der mit seiner Sonderlackierung für die belgische Fußballnationalmannschaft wirbt, die Red Devils (OO-SNA). Das Design setzt sich auch in der Kabine fort, wo auf den Overhead Bins zahlreiche Fußballspieler samt Unterschrift abgebildet sind. Ob man damit den katastrophal engen Sitzabstand im hinteren Teil kaschieren wollte? Ich war zumindest froh, dass wir überpünktlich in Jerez landeten. Der IATA-Code XRY weist im Übrigen schon auf das wichtigste Exportgut der Stadt hin: den Sherry. Es stellt dabei eine Mischung aus dem alten griechischen Namen der Region und des Weins "Xeres" und dem maurischen Namen Sheresh dar, woraus die Engländer für den weltweiten Handel "Sherry" machten.


Für gewöhnlich bin ich der Einzige, der auf Reisen Fotos vom Flugzeug macht. Aber in diesem besonderen Fall habe ich die Rechnung ohne die begeisterten Belgier gemacht, die nicht nur die Kabine fotografierten, sondern auch das Flugzeug. Fast jeder blieb mir im Bild stehen. Die Ramp Agents nahmen es zum Glück gelassen und ließen alle gewähren. Aber es gab ansonsten auch nicht viel zu tun, denn abgesehen vom SN-Airbus standen nur ein paar abgestellte Bussinessjets auf dem Vorfeld. So konnten wir nach dem kurzen Spaziergang zur Ankunftshalle auch gleich unsere Koffer entgegen nehmen.

Unser Hotel "Fuerte Costa Luz" lag südlich von Cádiz in der kleinen Stadt Conil de la Frontera. Das Hotel ist sehr empfehlenswert und bestach vor allem durch die netten Mitarbeiter an der Rezeption und im Restaurant. Gerade Letztere bauten uns mehrmals ohne zu zögern einen Tisch für drei Personen zusammen, wenn es nur noch vereinzelte Zweier-Plätze gab. Auch das Essen war ausgezeichnet, wobei mich besonders das vielfältige Vorspeisenbuffet beeindruckt hat. Ich könnte einen ganzen Beitrag allein über das Essen schreiben...
Conil de la Frontera hat eine lange Geschichte, die bis 1500 v. Chr. zurückreicht, als sich die Phönizier dort niederließen. Heute ist der Küstenort touristisch geprägt. Dennoch darf man sich das nicht vorstellen, wie in den Touristenhochburgen auf den Balearen oder den Kanaren, wo viele Ortszentren extra für die Touristen gebaut wurden. Stattdessen verfügt Conil über eine schöne Altstadt mit vielen kleinen Geschäften, wo es Schmuck, Kleidung und Restaurants gibt, wo auch die Spanier hingehen. Ein Grund, warum es an der Costa de la Luz nicht so künstlich wirkt, wie in anderen Touristenregionen, ist die relativ junge Tourismusvergangenheit. Bis 1992 gab es an der Costa de la Luz überwiegend nationalen Tourismus. Mit der Expo in Sevilla im selben Jahr begann sich das langsam zu ändern.



Was wir dann beim Schlendern durch die Gassen Conils entdeckten, ist kaum in Torte zu fassen (Wortwitz: check). Canela & Miel ist ein kleines, stylisches Café, wo es ganz herrliche Törtchen gibt. Meine Schokoladen-Angelegenheit war nicht zu süß und nicht zu schwer. Deswegen gab es auch keine Inkompatibilität mit dem abendlichen Nachtischbuffet im Hotel - die (imaginäre) Strandfigur war zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Doch auch im Hotel wurde auf übertrieben bunte und süße Torten und Puddings verzichtet.




Unser erster Ausflug mit dem Mietwagen führte uns nach Vejer de la Frontera. Diese Kleinstadt liegt auf einem Hügel und gefiel mir mit am besten. Vom Parkplatz bei der Touristinformation war es nur ein kurzer Spaziergang, ehe man die Altstadt erreichte, die vollständig von einer Stadtmauer umgeben ist. Sieht man von einzelnen geführten Gruppen ab, war die Altstadt recht leer, sodass man sie ganz entspannt erkunden konnte. Sicherlich trug aber auch die Siesta dazu bei, die gerade in den ländlichen Gebieten weiterhin strikt zwischen 14 Uhr und 17 Uhr eingehalten wird. In dieser Zeit schließen sämtliche Geschäfte, was man bei Ausflügen immer bedenken sollte. Andererseits fühlte sich der Bummel durch die leeren Altstadtstraßen dadurch wie eine kleine Zeitreise an.







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